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Bischöfliche Botschaft zum Dies Iudaicus vom 16. März 2014

Wie es in vielen Ländern mit grösseren jüdischen Gemeinschaften geschieht, so feiert auch die katholische Kirche in der Schweiz jedes Jahr einen «Dies Iudaicus». Das Hauptanliegen dieses Tages besteht in der Erinnerung an das religiöse Band zwischen Juden und Christen, welches bereits vom Zweiten Vatikanischen Konzil in besonderer Weise hervorgehoben wurde. Dieses Band kommt immer wieder in persönlichen Beziehungen zum Ausdruck. Ein eindrückliches Beispiel dafür liefert uns die Freundschaft zwischen dem ehemaligen Erzbischof von Buenos Aires, Jorge Bergoglio, und dem Rabbiner Abraham Skorka, aus der die Veröffentlichung ihres gemeinsamen Buches «Sobre el Cielo y Tierra» («Über Himmel und Erde») im Jahre 2010 hervorgeht.

Erzbischof Jorge Bergoglio, nunmehr unser Papst Franziskus, erinnert uns auch in seinem Apostolischen Schreiben «Evangelii Gaudium» an die aus Sicht des christlichen Glaubens einzigartige Stellung der jüdischen Religion: «Als Christen können wir das Judentum nicht als eine fremde Religion ansehen, noch rechnen wir die Juden zu denen, die berufen sind, sich von den Götzen abzuwenden und sich zum wahren Gott zu bekehren. (vgl. 1 Thess 1,9)» (Apostolisches Schreiben Evangelii Gaudium, § 247).

Papst Franziskus weist wiederholt darauf hin, dass unsere Religion auf persönlichen Beziehungen aufbaut. So ist auch die Beziehung der Christen zu den Juden – trotz aller vergangenen (oder gegenwärtigen …) Tragödien – eine natürliche, die der Papst auch konkret in seiner Freundschaft zum Rektor des lateinamerikanischen rabbinischen Seminars in Buenos Aires bezeugt: «Der Dialog und die Freundschaft mit den Kindern Israels gehören zum Leben der Jünger Jesu. Die Zuneigung, die sich entwickelt hat, lässt uns die schrecklichen Verfolgungen, denen die Juden ausgesetzt waren und sind, aufrichtig und bitter bedauern, besonders, wenn Christen darin verwickelt waren und sind» (Apostolisches Schreiben Evangelii Gaudium, § 248). Der «Dies Iudaicus» bietet den Schweizer Katholiken eine gute Gelegenheit, persönliche und gemeinschaftliche Beziehungen mit den Juden zu knüpfen oder weiterzuentwickeln. Ich hoffe, dass viele diesen Gedenktag dazu nutzen werden.

+ Charles Morerod OP, Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg