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Aufruf der christlichen Kirchen und der jüdischen Gemeinschaft zum Flüchtlingssonntag und Flüchtlingssabbat vom 18./19. Juni 2016

Täglich neue Hiobsbotschaften über das Flüchtlingselend und die Flüchtlingswellen. An Hiob erinnert nicht das plötzliche Hereinbrechen der Katastrophe, sondern der enorme Sturm von Gewalt und Zerstörung, der alles mitreisst. Und in Europa strandet, wer diesen Sturm überlebt. Natürlich – der Sturm trennt nicht zwischen Gewaltopfern, Notleidenden, Verfolgten, Trittbrettfahrern und Profiteuren. Aber wer sich zumutet, hier präzise unterscheiden zu können, sollte zuvor einen Blick auf Hiob werfen. Zuerst wird ihm sein riesiger Besitz genommen – ökonomisches Risiko! Dann wird seine Familie Opfer eines Wirbelsturms – das Schicksal kann jede und jeden treffen! Schliesslich zerstören Krankheiten seinen Körper – so ergeht es vielen!

Angesichts der riesigen Flüchtlingsströme steht mit Europa auch die Schweiz vor enormen Herausforderungen. Einfache Lösungen gibt es nicht. Um unserer humanitären Tradition willen dürfen wir unsere Empathie für Menschen in Not nicht abhängig machen von ihrer rechtlichen Anerkennung als Flüchtlinge. Zwischen der Mitmenschlichkeit und der Anwendung politischer Unterscheidungskriterien klafft eine Lücke, in der sich die Gebrochenheit unserer eigenen menschlichen Existenz spiegelt.