Vom Gebet der Kirche lernen

Lasset uns beten

Kann man die formalen Gebete der Liturgie «persönlich» beten? Einen mystagogischen Weg zum Verständnis liturgischen Betens zu eröffnen und aufzuzeigen, wie das persönliche Gebet sich durch die Gebete der Liturgie bereichern kann, ist das Anliegen dieses jüngst erschienenen Buches, das von zwei Mitarbeitern des Liturgischen Instituts der deutschsprachigen Schweiz herausgegeben wurde: Lasset uns beten. Liturgisch und persönlich. Herausgegeben von Josef-Anton Willa und Eduard Nagel. (Paulusverlag) Freiburg/Schweiz 2014, 128 Seiten.

Es knüpft von seiner Absicht, sich durch seine verständliche Sprache und konkreten Darstellungen an ein breites Publikum zu richten, an die im Jahr 2012 in Buchform publizierte Artikelreihe «Im Namen … Amen. Liturgie in Stichworten » (herausgegeben von Gunda Brüske und Josef- Anton Willa. [Paulusverlag] Freiburg/Schweiz 2012, 128 Seiten) an (beide Bücher sind bei gleichzeitiger Bestellung unter www.liturgie.ch mit einem Rabatt von 10 Prozent erhältlich). Entstanden ist mit «Lasset uns beten» ein meditativ gehaltenes kleines Buch, das sich hervorragend dafür eignet, das persönliche Beten in Bezug zur Liturgie zu setzen, sich die Gebete der Kirche persönlich anzueignen und anhand von Beispielen eine Bandbreite an Gebetsweisen zu erlernen. Thematische Beiträge unterschiedlicher Autoren umfassen jeweils eine Seite und erläutern Aspekte des Betens, darunter: Gebetsdynamik und Gebetsorientierung; das eucharistische Hochgebet in seiner geistlichen Tiefe und die geistliche Verbundenheit der Gläubigen untereinander; Gebetsweisen der Liturgie (klagen, bitten, rufen, danken …); die soziale Verantwortung der Beter und der versammelten Gemeinde besonders für Menschen in Not (Fürbitte und Segen) und etliches mehr. Die Beiträge werden ergänzt durch eingängige und spirituell tief gehende Texte aus dem liturgischen Schatz der Kirche wie auch durch persönliche Zeugnisse von Christen, die auf die sehr private Frage antworten: Wie betest du? Die Bekenntnisse stammen unter anderem von kirchlichen Mitarbeitern (u. a. von einer Seelsorgehelferin, einem Pfarrer, einem Bischof), von Ordensleuten bis hin zu Papst Franziskus, aber ebenso von anderen Personen, darunter ein Schauspieler, ein Herzchirurg und eine Pflegefachfrau. Dies macht das Buch in der Tat einzigartig und unverwechselbar; es zeigt auf, dass der persönliche Charakter des Betens sowohl im privaten Gebet als auch in der Liturgie seinen Platz hat und freies Gebet wie auch vorformuliertes Gebet einander ergänzen. Thematisch bezogene und ansprechend gestaltete Illustrationen des Künstlers Franz Bucher zieren das Buch. Es ist zu empfehlen für Menschen, die sich Anregung für das persönliche Beten wünschen und die persönliche Dimension des liturgischen Gebets für sich entdecken wollen.

Thomas Fries

Dr. theol. Thomas Fries ist wissenschaftlicher Mitarbeiter mehrerer Forschungsprojekte an der Universität Zürich und Referent zu Spiritual Care, Spitalseelsorger und Mediator.