PPK-Communiqué: Pluralität in der Kirche, Bildung und Interkulturelle Pastoral

Die Pastoralplanungskommission (PPK) der Schweizer Bischofskonferenz hat auf ihrer Herbst- Plenarversammlung 2012 (29./30. Oktober, Bildungszentrum Burgbühl, St. Antoni) zentrale Herausforderungen der Pastoral und der Pastoralplanung besprochen.

Zugehörigkeit zur Kirche und Pluralität

Die Anerkennung der Zugehörigkeit zur Kirche wird in der spätmodernen Gesellschaft zu einer neuen Herausforderung. Wie leben und begründen die Menschen ihre Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft und wie wird diese Zugehörigkeit anerkannt oder nicht? Die Religionsfreiheit und die Realität einer gleichzeitig religionspluraler und säkularer werdenden Gesellschaft haben zur Folge, dass auch die Frage der Zugehörigkeit zur katholischen Kirche vermehrt konfliktträchtig wird.

Durch die Organisationsform der katholischen Kirche in der Schweiz gibt es ein nicht immer spannungsfreies Verhältnis zweier Aspekte: einerseits die Zugehörigkeit durch die Taufe und andererseits die Mitgliedschaft in einer kirchlichen Organisation, z. B. einer staatskirchenrechtlichen Körperschaft, einer Pfarrei, eines Verbandes … Diese modernen Organisationsformen sind für die Kirche notwendig und auch erfolgreich. Auf der Ebene der Pastoral stellt sich aber die Frage nach einer angemessenen Haltung zwischen zwei Zugängen: der Logik der Mitgliedschaft in einer Organisation und der Logik der sakramentalen religiösen Zugehörigkeit zur Kirche.

Es ist hier wesentlich, die Frage der Zugehörigkeit zur Kirche nicht primär nach Gesichtspunkten einer Organisation zu klären. Vielmehr ist pastoralen Überzeugungen der Vorrang zu geben, nach denen die Zugehörigkeit zur Kirche zuerst und grundlegend ein Geschenk darstellt. Auch von anderer Seite erscheint die Zugehörigkeit zur Kirche mehr und mehr konfliktträchtig: Manche Kirchenvertreter verbinden die Anerkennung der Zugehörigkeit von Menschen zur Kirche an das Bestehen eines eindeutigen Bekenntnisses und an die klare Einhaltung disziplinärer Vorgaben der Kirche. Auch hier meint die PPK, dass es zentral ist, die Zugehörigkeit zur Kirche als Heilsgemeinschaft auch dann anzuerkennen, wenn es in Fragen des Glaubens, der Disziplin oder der Lebensführung eine Pluralität der Meinungen gibt.

Das pastorale Selbstverständnis der Kirche, wie es vom Zweiten Vatikanischen Konzil neu in Erinnerung gerufen wurde, verlangt eine Praxis der Anerkennung der Zugehörigkeit zur Kirche, die den Bedingungen unserer Zeit angemessen ist. Diese Praxis schliesst ein positives Verhältnis zur Pluralität im eigenen Haus ein.

Kirchenrechtliche und disziplinäre Normen stehen im Dienst der pastoralen Grunddimension der Kirche und nicht umgekehrt. Der Vorrang der Pastoral vor dem Recht darf nicht vergessen werden. Nur so kann die Verkündigung des Evangeliums als Grundauftrag der Kirche in unserer durch Pluralität bestimmten Zeit sichtbar gemacht werden. Aus dem pastoralen Selbstverständnis der Kirche heraus verlangt Pluralität die Fähigkeit zum konstruktiven Konflikt und nicht die Praxis des Ausschlusses aus der kirchlichen Gemeinschaft. Neben dieser Grundsatzdiskussion, die vor allem eine pastoraltheologische Klärung anzielte, hat die PPK zu zwei weiteren Themenfeldern Optionen formuliert, die für die Pastoralplanung relevant sind:

Voten zu pastoralplanerischen Massnahmen im Bereich kirchlicher Bildungsangebote

Die PPK nimmt die ersten Grundentscheidungen im «Projekt Bildungsangebote » (Evaluation und Neuausrichtung kirchlicher Bildungsangebote), das von der Bischofskonferenz zusammen mit den Partnern der Mitfinanzierung durchgeführt wird, mit Zustimmung zur Kenntnis. Sie ermutigt dazu, ein Organisationsmodell im Bereich der Bildungsangebote anzustreben, das sprachregionale und interdiözesane Kooperation ermöglicht und verstärkt. Ziel soll sein, durch vermehrte Kooperationen Effizienz- und Qualitätsgewinne in den kirchlichen Bildungsangeboten zu erreichen. Ausserdem wird der Aufbau einer Steuerungsebene begrüsst. Sie kann es ermöglichen, Bildungsangebote nach neuen gesellschaftlichen und pastoralen Erfordernissen zu restrukturieren. Dazu betont die PPK auch die Notwendigkeit fortlaufender Aktualisierungen von Berufsbildern, die im Rahmen einer Restrukturierung der PPK mehr Gewicht erhalten soll.

Schritte auf dem Weg zu einer interkulturell handlungsfähigen Pastoral in der Schweiz

Die PPK befasst sich seit einiger Zeit mit der Frage einer Verbesserung pastoraler Strukturen, die den Herausforderungen der multikulturellen Kirche und Gesellschaft mehr entsprechen und als interkulturelle Pastoral mehr Gewicht bekommen müssen. Auf der Grundlage eines Referats von Frau Irma Endres (Institut für Kommunikation und Führung an der Universität Luzern) wurden verschiedene Modelle interkulturell bzw. transkulturell arbeitender Institutionen (Profit und Non-Profit-Organisationen) diskutiert. Die PPK spricht sich dafür aus, die Herausforderung durch die kulturelle Vielfalt in der katholischen Kirche in der Schweiz als Querschnittaufgabe der Pastoral zu sehen. Dazu wird sie konkrete Strukturvorschläge vorlegen.

Bern 19. November 2012 Leitungsausschuss der PPK