Ordensgemeinschaften

Studientagung der VOS’USM

«In der Kirche gibt es Jugendliche. Aber wo sind sie?» Dieser Frage war die diesjährige Studientagung der Vereinigung der Höhern Ordensobern der Schweiz/VOS’USM gewidmet, die vom 24. bis 26. Juni im Bildungshaus St. Jodern in Visp VS stattfand. Die 19 Äbte und Provinziale wollten nicht über die Jugendlichen sprechen, sondern mit ihnen.

Im statutarischen Teil befasste sich die Versammlung u.a. mit dem Kontingent ausländischer Ordensleute sowie dem Umgang mit sexuellen Missbräuchen.

Die jährlichen Versammlungen von VOS’USM umfassen jeweils neben dem Studientag auch einen statutarischen Teil (Generalversammlung). In ihrem Rahmen musste der Präsident, Abt Peter von Sury, Mariastein, von einem «eindeutigen Trend» berichten: dem Rückgang der Mitgliederzahlen. So sank die Zahl der Ordensmänner im letzten Jahr von 817 auf 768.

Beim Traktandum «Wahlen» hatte die Versammlung den Rücktritt des Vorstandsmitgliedes Yves Carron MSFS zur Kenntnis zu nehmen, da er nach Rom in die Generalleitung seiner Gemeinschaft gewählt wurde. Als Nachfolger wurde Jean-Michel Girard gewählt, Propst der Chorherren auf dem Grossen St. Bernhard. An die Stelle des abtretenden Kapuzinerprovinzials Agostino Del-Pietro tritt sein Nachfolger Josef Haselbach. Guido Vergauwn OP wurde für eine weitere Amtszeit von vier Jahren bestätigt.

Seit vielen Jahren gibt das Thema «Kontingente» immer wieder Anlass zu Diskussionen. Es geht darum, wie viele ausländische Ordensleute in die Schweiz einreisen und hier arbeiten können. Die Angelegenheit wird kantonal geregelt, wobei die Entscheide vom oft mehr oder weniger willkürlichen Urteil der zuständigen Beamten abhängen. Wie in Visp zu erfahren war, sprach kürzlich eine Delegation der Orden mit Chefbeamten des Bundesamtes für Migration, um einheitliche, faire Lösungen zu erreichen. Das Amt wird ein Vademecum für die Beamten erstellen, während die Ordensvereinigung in einem Papier einen Überblick über die bisherige Praxis verschafft.

Wie zu erwarten war, musste die Versammlung sich auch mit dem Thema «sexuelle Übergriffe» befassen. Der Präsident orientierte ausführlich über die Arbeit der dafür zuständigen Gremien, in denen auch die Orden vertreten sind.

Ein weiterer Dauerbrenner: die Zusammenarbeit der Ordensobernvereinigen im Rahmen von Kovoss’Coriss. Diese soll verstärkt werden, nachdem man von einer Fusion der Dachverbände von Männer- und Frauenorden nach jahrelanger Diskussion Abstand genommen hat. Leider dauert die Neustrukturierung von Kovoss’Coriss überraschend lange. Immerhin bestehen erfolgreiche Ansätze. So werden die Statuten völlig überarbeitet.

Walter Ludin

Kapuzinerkloster Rapperswil

Im Herrn verschieden

Amandus Brigger wurde am 27. August 1934 in Gspon/Staldenried VS geboren, trat 1956 in den Kapuzinerorden ein und wurde am 2. Juli 1961 zum Priester geweiht. Ein wahrer Leutpriester ist von uns gegangen. Eltern und Geschwister bedeuteten Amandus sehr viel, und ein Leben lang waren ihm die Menschen, die Leute, ein Herzensanliegen. Er sah im Dorf, wie die Kapuziner bei den Leuten beliebt waren und wurde dann selber einer von ihnen. 1964 zog er in die sog. Kapuzinermission nach Tansania. Er wollte nie Pfarrer werden und keine Kirchen bauen, wurde dann aber an verschiedenen Orten Pfarrer in Grosspfarreien, und um das Kirchenbauen kam er auch nicht herum. Auch einer Klostergemeinschaft hatte er vorzustehen und Verantwortung für junge Kapuziner zu übernehmen. In der fremden Sprache (Suaheli) sehr gewandt und als Seelsorger äusserst beliebt, bekannte er trotzdem: «Ich musste erfahren, dass ich, obwohl ich schon einige Jahre in Tansania lebte, immer ein Fremder bleiben würde in Sprache, Kultur und vielleicht auch Religion.» Hatte er sich schliesslich übertan? Nach dem Heimaturlaub 1993 entschied sich Amandus, in der Schweiz zu bleiben. Nach einer Erholungszeit stieg er wieder in die Seelsorge ein. Beim Abschied von Bettwiesen/Lommis TG wurde gesagt: «Du hast die fröhliche afrikanische Art in unser kleines Dorf und in die Kirche gebracht.» Und später dann im Wallis erfreute er die kleine Pfarrei Eisten mit seinem frohen und unermüdlichen Einsatz. Die Kräfte aber liessen nach. Vom Kloster in Brig ging es erst ins Altersheim in Saas-Grund, und am 27. März 2019 durfte er, der die Leute so mochte, eingehen in die ewige Gemeinschaft bei Gott.

Karl Flury