Ein neues Jahr hat angefangen, wir schreiben eine neue Jahreszahl, wir freuen uns auf anstehende Ereignisse und Begegnungen. Für einige von uns wird dies ein besonderes Jahr werden, weil spezielle Anlässe und Herausforderungen auf sie warten. Für viele wird es auch einfach ein weiteres Jahr an Lebenserfahrung sein. Die Pandemie und der persönliche und gesellschaftliche Umgang mit der Situation werden uns weiterhin beschäftigen. Vor zwei Jahren haben wir erstmals von Corona gehört und dachten, nach einer kurzen Phase der Unsicherheit würde die Normalität wieder einkehren. So ging es zumindest mir und vermutlich auch vielen anderen.
In den letzten Monaten haben wir gelernt, wie wir das Zusammenleben und das Arbeiten auch in ausserordentlichen Situationen gestalten können und besonders, wie es auch gelingen kann. Gelernt haben wir Homeoffice, Online-Meetings und dass auch Streaming-Gottesdienste sehr stimmig sein können. Nicht alles war neu, aber wir haben vieles als wertvoll entdeckt und mutiger genutzt. Neue Formen von gottesdienstlichen Feiern setzten auch ohne physische Präsenz vor Ort wichtige Zeichen der Nähe und Verbundenheit. Wir haben solche Formen als spirituelle Gefässe entdeckt, die wir auch in «normalen» Zeiten weiterhin pflegen können und wollen.
Wir waren uns gewohnt, zur Begrüssung einander die Hand zu reichen oder uns zu umarmen. Wegen der grossen Gefahr einer Ansteckung mussten wir uns neue Formen der Begrüssung aneignen. Ohne einzelne Variationen zu werten, war es spannend, die Kreativität der verschiedenen Generationen und Gruppierungen wahrzunehmen. Von einfachen Zeichenhandlungen ohne Berührung bis hin zu aufwendigen Choreografien habe ich alles angetroffen. Die Jerusalema-Challenge ging um die Welt und wurde von allen Lebensaltern aufgenommen. Dies sind wunderbare Beispiele dafür, dass wir über alle Generationen hinweg auf Zeichen, ja Rituale der Begrüssung, der Nähe oder gar der Berührung angewiesen sind. Besonders in der verordneten Isolation wächst das Bedürfnis nach Zeichen der Aufmerksamkeit. Ein ordentliches und aufrichtiges Begrüssen des Gegenübers vermittelt ein Gefühl des Angenommenseins. Da erfahre ich echte Zuwendung, nicht nur einen flüchtigen Gruss beim Vorbeigehen.
Obwohl jedes Jahr, mit Ausnahme eines Schaltjahres, die gleiche Anzahl Tage, Stunden und Sekunden hat, scheint es in den letzten Jahren immer kürzer zu werden. Die Zeit scheint immer knapper bemessen zu sein. Die wichtigste Frage aber bleibt: Womit füllen wir unsere Zeit?
Anfang Januar haben die Sternsinger Wohnungen und Häuser gesegnet und mit dem Segen «20*C+M+B+22» beschriftet, «Christus mansionem benedicat – Christus segne dieses Haus».
Stellen wir das noch junge Jahr und alle unsere Vorhaben unter diesen Segen Gottes, dann dürfen wir uns selbst, unsere Mitmenschen, ja unsere Zeit im Segen Gottes geborgen wissen.
So wünsche ich uns allen ein gelingendes und gesegnetes neues Jahr.
Luis Varandas