Klimagerechtigkeit – jetzt!

 

Der Klimagipfel in Glasgow im Herbst 2021 wird ein Meilenstein im Engagement gegen den Klimawandel. Bis dann müssen alle Länder ihre nationalen Klimaschutzpläne vorgelegt haben. Sie müssen zeigen, wie sie die Klimaerwärmung bei 1,5 Grad Celsius begrenzen wollen. Auch die Schweiz hat das Abkommen von Paris 2015 unterzeichnet. Wie sie und die anderen Länder ihre Klimaziele erreichen, ist ihnen überlassen. Sicher ist, dass diejenigen Länder, die mehr zum Klimawandel beigetragen haben, mehr unternehmen müssen. Dieses Prinzip der «geteilten, aber ungleichen Verantwortung» ist im Klimaabkommen festgehalten (Artikel 4.19). Es bildet das Fundament der Klimagerechtigkeit, wofür sich Brot für alle und Fastenopfer einsetzen. Denn die nationalen Unterschiede sind enorm: 20 Prozent der Weltbevölkerung – vor allem Industrieländer – verursachen rund 80 Prozent des globalen CO2-Ausstosses!

«Früher gelangte Hochwasser nur im Dezember bei Flut ins Haus», erzählt Norberto Cacho von den Philippinen. Der Fischer wohnt an der Nordküste der Insel Mindanao und erlebt den steigenden Meeresspiegel stark: «Heute stehen wir schon im Oktober im Haus knietief im Wasser – und das ohne Flut.» Auch der Fischbestand sei stark zurückgegangen. «Es reicht gerade zum Überleben. Um die Schule meiner Kinder zu bezahlen, nicht mehr.»

Als Bewohnerinnen und Bewohner industrialisierter Länder sind wir alle gefordert. Das diesjährige Kampagnensujet der Hilfswerke macht die Schattenseiten des Konsums symbolisch sichtbar. So hat übermässiger Fleischkonsum zur Folge, dass viel Futtermittel und Weidefläche benötigt werden und dafür Regenwald gerodet werden muss. Entwaldung verstärkt wiederum klimatische Veränderungen. Dies ist nur ein Beispiel von vielen, das den Konsum und dessen Wirkung aufs Klima verdeutlicht. Mehr Verantwortung kommt jenen zu, die in der Wirtschaft Entscheidungen treffen. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) ist mit einem Aktienanteil von Kohle-, Erdgas- und Erdöl-Unternehmen für 43,3 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr mitverantwortlich – fast so viel wie die Inland-Emissionen der Schweiz. Mit einer Unterschriftensammlung fordern Fastenopfer und Brot für alle die SNB auf, alle Anteile an Unternehmen abzustossen, die an Förderung, Handel und Verarbeitung fossiler Energieträger beteiligt sind.

All diese Bemühungen, individuell und wirtschaftlich, sind wichtig, um ein Leben in Würde für alle zu gewährleisten – auch jenen, die bereits jetzt vom Klimawandel bedroht sind. Die Kampagne findet deshalb unter dem Motto statt: «Klimagerechtigkeit – jetzt!».

Madlaina Lippuner*

 

* Madlaina Lippuner ist für die Kommunikation der Ökumenischen Kampagne beim Fastenopfer verantwortlich (www.fastenopfer.ch).