«Jesuswahn»

Heinz-Werner Kubitza: Der Jesuswahn. Wie die Christen sich ihren Gott erschufen. (Tectum Verlag) Marburg 2011, 365 Seiten.

Es handelt sich bei diesem Buch um ein antichristliches Pamphlet, wobei auf die Demontage des Alten Testaments besonders viel Energie verwandt wird. Die religionsgeschichtliche Herleitung Jahwes wird gegen den Glauben Israels in Anschlag gebracht, mit einer Blütenlese von AT -Zitaten, die Gewalt thematisieren, um die Gewaltförmigkeit dieses Gottes (und seines Bundesvolkes) herauszustreichen. Der Autor, promovierter evangelischer Theologe, lässt hier wie auch in der Behandlung des NT, wo das Johannesevangelium schlicht als Betrug tituliert wird, jegliche hermeneutische Maxime ausser Acht. Dass mit einer Entwertung des AT mit dem Christentum auch das Judentum denunziert wird, scheint Kubitza nicht zu stören, im Gegenteil. Bei aller Grobschlächtigkeit sollten wir dieses antijüdisch-antichristliche Pamphlet nicht einfach ignorieren, denn erstens erneuert es einige altbekannte polemische Topoi und versucht d iese mit Erkenntissen der Religionsgeschichte sowie der Exegese zu untermauern. Zweitens fällt es auf den schon gepflügten Boden der aktuellen Monotheismus- und-Gewalt-Debatte.

Francesco Papagni

Francesco Papagni

Francesco Papagni ist freier Journalist. Er lebt in Zürich.