Gesammelte Werke – ein kritischer Zwischenruf

Joseph Ratzinger, Walter Kasper, Hans Küng – sie alle haben jetzt die Gesamtausgaben ihrer theologischen Lebensarbeit vor sich liegen. Aber eine fehlte schmerzlich, die von Johann Baptist Metz, dem Begründer der «neuen politischen Theologie». Bisher. Nun liegen die ersten zwei Bände der «Gesammelten Werke» vor, viele weitere werden folgen. Wie keiner der anderen legte Metz die rettende und inspirierende Kraft des Christentums in einem globalisierten Zeitalter frei, hochsensibel und kritisch gegenüber Geschichte und Zeit des 20. Jahrhunderts. Insofern hat sein Werk und diese Werkausgabe auch etwas Subversives gegenüber den anderen Genannten. Aber gerade weil Metz jahrzehntelang zeitsensibel seine Theologie entwickelt hat, ist es umso bedauerlicher, ja bedenklich, dass man dies der Anlage dieser Ausgabe nicht ansehen wird. Die Auflösung dieser Entwicklung in Themengruppen nimmt seiner einzigartigen Theologie ihren bis heute notwendigen Stachel. Konkret: Der zweite Band hätte zwingend der erste sein müssen, und die beiden dritten Teilbände die zweiten.

Die bisher erschienenen Bände der Gesamtausgabe

Johann Baptist Metz: Mit dem Gesicht zur Welt (= Gesammelte Schriften Band 1). (Herder Verlag) Freiburg 2015, 294 Seiten.

Johann Baptist Metz: Frühe Schriften, Entwürfe und Begriffe (= Gesammelte Schriften Band 2). (Herder Verlag) Freiburg 2015, 336 Seiten.

Thomas Schnelling

Für Thomas Schnelling, Chefredaktor der katholischen Schweizer Wochenzeitschrift «Sonntag», ist Johann Baptist Metz der theologische Lehrmeister.