Frau als Priester

Vikar Hans Leu, Namibia, zum Thema «Frauen und Weihesakrament» (SKZ Nr. 37/2016 vom 15. September 2016)

Auch ich war erschrocken, als ich den Leitartikel in SKZ 37 las. Ist das der neue Trend? Doch, dann habe ich mich beruhigt:

1. Dr. M. Hauke hat es verstanden, die kirchliche Glaubenssituation von 1950 in Erinnerung zu rufen. Damals kannte man das Verhalten Jesu bestens und die Evangelien waren von Gott direkt inspiriert und der Hl. Paulus galt als ein Zu-Jesus-hin-Bekehrter.

2. Wie sollte ein Mariologist nicht den Mut aufbringen, zu beteuern, dass die hervorragende Stellung der Mutter Jesu mit andern Frauen eben zu teilen sei (kein Priestertum). Frauen als Priester – das geht ontologisch, biologisch-natürlich und symbolisch nicht – das ist also der Wille Gottes. (Daher die modernen Fragezeichen zum von der Kirche deklarierten Willen Gottes).

3. In der Patrologie werden die Patriarchen des Glaubens besonders geschätzt.

Wie soll da ein neues, gar modernes Menschenbild dagegen ankommen. Da die Säkularisierung angeblich die Rechte der Frau verzerrt und das katholische Priestertum keineswegs verstehen kann, wäre eine Teilnahme der Frau an der Weihe fatal.

Mein ungutes Gefühl betreffend SKZ 37 ist nun durch Dr. Walter Kirchschläger professionell gestützt worden (SKZ 38) und ich hoffe, dass die SKZ den Leitartikel nicht mehr leichtfertig vergibt.

Zu Dr. Quirin Weber möchte ich anfügen, Frauenordination ist für mich nicht so sehr ein notwendiges «Zeichen der Zeit» (das wäre es auch!), sondern noch mehr eine leider bis heute unterschlagene Konsequenz aus der Taufe. Sie kann die Gottes-Krise nicht mindern, sie wird aber die «Brot-Vermehrung» in den Pfarreien fördern. Die von der Kirche verordnete Eucharistie-Abstinenz in der Weltkirche könnte aufgehoben werden. (In meiner Pfarrei Otjiwarongo können wir pro Monat für jede der sechs Gemeinden nur ein bis zwei Eucharistiefeiern garantieren).

Der steinige Weg zur vollen Frauenordination zeigt mir vor allem:

a) Was Jesus wirklich wollte, ist noch immer schwer verdunkelt durch sogenannte Kulturwellen.

b) Das multidimensionale Verstehen der Evangelien ist auch heute noch ein Glücksfall. Aber eben «lesen» heisst «erlesen».

c) Es freut mich, dass der Beitrag des Paulus zum Christentum noch immer recht umstritten ist ... das fördert die Verständnisvielfalt des Christentums sehr (was aber bestimmt nach einer christlichen «Streitkultur» ruft).

Am Sonntag, 9. Oktober, hätte uns Lukas (17.11–19) darauf aufmerksam machen können, dass es von der Heilung (Taufe) zur Eucharistiefeier einen sehr grossen Sprung gibt. Daher werden von den Eucharistiefeiern, die in der katholischen Welt sonntäglich anfallen, nur 10 Prozent stattfinden oder (cf. H. Niehaus in CiG 17/2016) 90 Prozent unserer Leute nehmen sonntags nicht an der Eucharistiefeier teil. Die katholische Undankbarkeit scheint riesengross – 10:1.

Ich denke, die Reform sollte dahin gehen: Nicht nur einen Machtverzicht der Priester einzuleiten zugunsten von Team-Work, sondern der Priester (Frau oder Mann) sollte bewusst als SPIRITUAL der Christlichen Gemeinde etabliert werden ... (der den Hl. Geist zum Sprudeln animiert und Vitamin- B-Tabletten verteilt).