Das Konzil von Konstanz

Die Mitra vom Kloster Kreuzlingen (© Historisches Museum Thurgau, Frauenfeld)

Heute wird ein Stichwort aufgenommen, das in der SKZ nächstens wiederholt auftauchen wird: Das Konzil von Konstanz, dessen 600-Jahr-Jubiläum 2014 bis 2018 gefeiert wird. Die Konzilsstadt Konstanz und ihr Umfeld bieten ein sehr reiches Programm an, und mit der Eröffnung der Grossen Landesausstellung des Badischen Landesmuseums Karlsruhe vom 27. April bis zum 21. September 2014 im Konzilgebäude in Konstanz gelang ein glanzvoller Auftakt.

350 Exponate von 100 Leihgebern

Die ausgestellten 350 Leihgaben stammen aus nahezu dem ganzen christlichen Europa, was die Bedeutung des Konzils als Begegnungsstätte und Schmelztiegel der damaligen Kulturen verdeutlicht. Nicht nur die Mächtigen des christlichen Abendlandes aus Kirche und Politik fanden sich zum Konzil ein oder sandten ihre Gesandtschaften, sondern auch viele, die sich in Konstanz wirtschaftliche Vorteile versprachen. Die Ausstellung befasst sich deshalb auch mit dem Alltag und den damit verbundenen logistischen Herausforderungen. Ausgehend vom damaligen Weltbild, vom Glauben und von der damals gespaltenen Kirche mit gleich drei Päpsten, führt die Ausstellung durch die vier Konzilsjahre und gibt einen Ausblick auf die Entwicklungen danach, wo u. a. Basel eine wichtige Rolle spielte.

Schweiz als Leihgeber

Viele der Exponate sind erstmals in Deutschland zu sehen, so das Portrait des avignonesischen Gegenpapstes Benedikt XIII. und dessen Bischofsstab, das Prunkschwert König Sigismunds und viele Objekte aus dem Vatikan. Erstmals sind gleichzeitig sieben Versionen der Konzilchronik von Ulrich Richental zu sehen – dazu mehr später in der SKZ. Nicht zu vergessen sind Exponate aus der Schweiz: Aus dem Kunstmuseum Solothurn wird die um 1425 in Strassburg gemalte «Madonna in den Erdbeeren» gezeigt (die Nr. 1 in der Ausstellung); Reliquienbüsten, -kästchen und -schrein aus dem Domschatz in Chur (Nr. 44, 49, 134g), Reliquienbehältnisse, Holznagel und mehrere schriftliche Zeugnisse aus Basel (Nr. 47, 125, 202, 227, 249, 251), ein Zahltisch aus dem Kloster Wettingen und Tonfiguren vom Fraumünster (Nr. 91, 107), aus Bern Seidengewebe (Nr. 168), und, besonders hervorzuheben, eine im Historischen Museum Frauenfeld aufbewahrte Mitra, die Johannes XXIII. dem Abt des Klosters Kreuzlingen als Dank für eine Übernachtung geschenkt hat (Nr. 180, siehe Frontfoto). Die Stiftsbibliothek St. Gallen zeigt die umfassendste spätmittelalterliche Konstanzer Stadtchronik (Nr. 196h).

Ein vom Badischen Landesmuseum herausgegebener Katalog «Das Konstanzer Konzil 1414– 1418. Weltereignis des Mittelalters » (Theiss Verlag/WBG Darmstadt 2014, 392 S., ill.) gibt eine ausgezeichnete Einführung in die Ausstellung und in die einzelnen Exponate – als Vorbereitung auf die Ausstellung, nicht als Ersatz!

 

Urban Fink-Wagner

Urban Fink-Wagner

Der Historiker und promovierte Theologe Urban Fink-Wagner, 2004 bis 2016 Redaktionsleiter der SKZ, ist Geschäftsführer der Inländischen Mission.