Bistum St. Gallen

Regula Sarbach, Daniela Sieber und Christian Strässle (v.l.).


Opfer haben nächste Schritte stets in der Hand
Fachgremium gegen sexuelle Übergriffe im Bistum St.Gallen mit neuen Mitgliedern

Seit 2002 ist im Bistum St.Gallen ein Fachgremium gegen sexuelle Übergriffe eingesetzt, das sich mit Themen Nähe und Distanz in der Seelsorge sowie sexuellen Grenzverletzungen in der Kirche befasst. In der Zusammensetzung der Mitglieder gibt es zwei Wechsel. Regula Sarbach ersetzt als neue Ansprechperson Dolores Waser Balmer. Christian Strässle wird als Ersatz für Peter Lampart, ehemals Personalamt Bistum St.Gallen, Mitglied des Fachgremiums.

Beiden zurücktretenden Mitgliedern danken Bischof Markus Büchel und die gesamte Bistumsleitung herzlich für ihr grosses Engagement in einem herausfordernden und auch immer wieder belastenden Amt.

Für eine glaubwürdige Kirche
Die Theologin und Psychologin Regula Sarbach wird neu Ansprechperson für Betroffene, die sich als Opfer oder auch als Täter an das Fachgremium wenden. Aktuell arbeitet Regula Sarbach in einem Teilzeitpensum im Schlupfhuus Zürich und freiberuflich als Supervisorin. Zuvor war sie in der Heimleitung der Ausbildungsstätte Auboden (Brunnadern) tätig. Den Bereich der Opferhilfe kennt sie durch ihre Tätigkeit im Schlupfhuus, das Jugendlichen mit Gewalterfahrungen Unterstützung und eine vorübergehende Wohnmöglichkeit bietet. Zusammen mit Sepp Koller, Seelsorger Kantonsspital St.Gallen, wird sie als Ansprechperson für Opfer, aber auch für Täter zur Verfügung stehen. «Ich habe für dieses Amt zugesagt, weil ich die Thematik in den letzten Jahren mit grossem Interesse verfolgt habe», sagt sie. «Die Aufarbeitung von sexuellem – und auch spirituellem – Missbrauch ist zentral für eine glaubwürdige Kirche. Hier möchte ich einen Beitrag leisten». Einen geschützten Raum zu bieten, in dem Verletzungen zur Sprache gebracht werden können, Betroffene ernst zu nehmen und für den Schutz der Opfer zu sorgen, sind für Regula Sarbach zentrale Anliegen.

Eigene Erfahrungen einbringen
Das neue Mitglied im Gremium, Christian Strässle, ist selber in einem Kinderheim aufgewachsen und erlebte dort physische, psychische und sexuelle Traumatisierung, die er während vieler Jahre aufgearbeitet hat.  «Ich bin ein lebendiger Mensch geworden, der mit wachem Geist durchs Leben geht und mit der richtigen Unterstützung von Fachpersonen gelernt hat, wie wirkungsvoll es ist, sich an der eigenen Identität zu orientieren und zu handeln», schreibt er auf seiner Website. Mit seinen Erfahrungen im Gepäck bringt Christian Strässle die Opferseite im Fachgremium gegen sexuelle Übergriffe im Bistum St.Gallen ein. Aber auch den Blick auf Täter, die sehr oft selber Gewalt und Missbrauch erlebt haben, wie Christian Strässle weiss. Heute coacht und begleitet er als lizenzierter Trainer der identitätsorientierten Psychotraumatheorie (IoPT) Menschen in ihren Anliegen. Hinzu kommt, dass er selbst mehrere Jahre als ehrenamtlicher (Jugend-)Seelsorger in der Neuapostolischen Kirche tätig war und auch aus diesem Kontext heraus mit den verschiedenen Anliegen von Menschen vertraut ist.

Mit Daniela Sieber, Präsidentin, Juristin/Mediatorin, Beatrice Truniger Blaser, Vizepräsidentin, Sozialarbeiterin, Kinder- und Jugendhilfe St.Gallen sowie der bereits erwähnten zweiten Ansprechperson Sepp Koller ist das fünfköpfige Fachgremium gegen sexuelle Übergriffe im Bistum St.Gallen vollzählig.

Aktuelle Fälle
Das Fachgremium hat laut Präsidentin Daniela Sieber keine aktuellen Meldungen zu strafrechtlich relevanten Fälle von sexuellem Missbrauch zu bearbeiten. 2020 wurden weniger Kontakte als üblich verzeichnet. Die Präsidentin vermutet, dass dies auch mit der Corona-Situation zu tun hatte. Auffällig ist jedoch die Vielfalt weiterer Meldungen, unter anderem das Thema geistlicher Missbrauch in der Erwachsenenseelsorge. Als positiv bezeichnet Daniela Sieber, dass Grenzüberschreitungen früher gemeldet werden, beispielsweise im Bereich Nähe/Distanz in der Seelsorge sei man hellhöriger geworden. Einen wichtigen Beitrag zur Sensibilisierung leiste dabei die Präventionsarbeit. «Im Bistum St.Gallen setzt man sich intensiv mit Übergriffen auseinander», sagt die Juristin. Sie betont, dass das Fachgremium immer im Einverständnis mit Betroffenen arbeite. «Sie behalten die Kontrolle», betont die Präsidentin des Fachgremiums. Sind jedoch Minderjährige Opfer, wird unter Umständen auch von Amtes wegen Strafanzeige erstattet. Das Fachgremium hat gegenüber dem Bischof eine beratende Funktion.

Schutzkonzept Bistum St.Gallen
Das Bistum St.Gallen hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten viel investiert im Bereich Schutz und Prävention. Zusammen mit dem Katholischen Konfessionsteil des Kantons St.Gallen (der staatskirchenrechtlichen Seite) wurde eine systematische, kontinuierliche Weiterentwicklung von Intervention, Prävention und Nachbetreuung entwickelt. Seit 2017 stehen Mitarbeitenden und Freiwilligen zusätzlich zum Fachgremium Ombudspersonen zur Verfügung, die im Bereich physische und psychische Gewalt, Mobbing, Arbeitsplatzkonflikte und emotionale Grenzverletzungen zur Verfügung stehen. Erste Ansprechperson ist Kathrin Hilber, ehemalige Regierungsrätin. Regelmässige und obligatorische Weiterbildungen für Hauptamtliche im Bereich Prävention sind ein weiterer Bestandteil des ausführlichen Schutzkonzeptes. (sar.)

Kontakt Ansprechpersonen Fachgremium gegen sexuelle Übergriffe: Regula Sarbach, 079 362 95 45, ; Sepp Koller, 078 810 66 94, .

Ombudsperson: Kathrin Hilber, Tel. 079 632 14 34;


Institutio Religionspädagoginnen undReligionspädagogen

Am 6. November nahm Bischof Markus Büchel drei Religionspädagoginnen und einen Religionspädagogen per Institutio in den Dienst des Bistums St. Gallen auf: Petra Fluri und Dominik Breu, Seelsorgeeinheit Au-Berneck-Heerbrugg; Carmen Baier, Seelsorgeeinheit Wil und Anna Michel, Seelsorgeeinheit Neutoggenburg.

Zentrale Firmspendung

Die nächste zentrale Firmspendung ist auf den 25. März 2022, 19 Uhr in der Schutzengelkapelle, St. Gallen, geplant. Firmspender ist Generalvikar Guido Scherrer. Ein Vorbereitungstreffen mit den Firmanden und Paten findet am 18. März, 19 Uhr, ebenfalls in der Schutzengelkapelle statt. Kandidatinnen und Kandidaten, die an der ordentlichen Firmung ab 18 Jahren nicht mitmachen können, müssen schriftlich angemeldet werden. Mit der Anmeldung sind einzureichen: Taufschein, Bestätigung Vorbereitung durch Ortsseelsorgende, Firmzettel. Anmeldung: bis Ende Februar 2022 an die Bischöfliche Kanzlei, Renato Gollino, Postfach 263, 9001 St. Gallen (071 227 33 48). Später eintreffende Anmeldungen können nicht mehr berücksichtigt werden.

Ernennungen

Eine bischöfliche Beauftragung erhielt per 01.10.:

  • P. Suchodolski Leszek MS als Kaplan in der Seelsorgeeinheit Wil, umfassend die Pfarreien Rickenbach und Wil.

Kommunikationsstelle der Diözese