Bistum Lausanne-Genf-Freiburg

Diözesansynode über eine Kirche ohne Grenzen

Rund 420 Priester, Diakone und Laien, die im Dienst der Diözese von Lausanne, Genf und Freiburg (LGF) stehen,  versammelten sich vom 12. bis 14. November in den Hallen des Palexpo (Genf) zum Thema: «Kirche ohne Grenzen». Dieser synodale Weg stellte den Anderen in den Mittelpunkt, darauf hinweisend, dass ohne die Ausländer die Schweizer Kirchen praktisch leer wären. Die Diözese LGF zählt 53 Prozent Migranten unter den Katholiken und 70 Sprachgemeinschaften, also Strukturen, die parallel zu den Pfarreien verlaufen (oder zu den Pfarreien gehörend, welche eine Seelsorgeeinheit bilden). In diesen drei Tagen kamen sowohl Vorträge, Ateliers, humorvolle Sketchs als auch Gebetszeiten und Erlebnisberichte über Migration zum Zuge.

Zusammen reden, um gemeinsam zu entscheiden. Dies geschah in den Hallen von Palexpo (GE), wo sich vom 12. bis 14. November rund 420 pastorale Mitarbeiter versammelten. Diese drei Tage wurden von den Beiträgen des schweiz-italienisch-dänisch-spanischen Paares Carolina und Victor Costa geprägt (ursprünglich aus den Serien «Meine Frau ist Pfarrerin»).

Professor Patrick Renz, ehemaliger Direktor von Fastenopfer und Migratio (Katholische Seelsorge für Anderssprachige in der Schweiz), betonte, dass, wenn 31 Prozent der Schweizer Katholiken Migranten seien (ausgenommen deutsche und französische Migranten), dann wären das 53 Prozent für die Diözese von Lausanne, Genf und Freiburg (mit 70 Sprachgemeinschaften)! «Eine Chance!», fügte er hinzu. Abbé Jacques Rime, Historiker, präsentierte einige Anekdoten im Zusammenhang mit der Migration in der Diözese, daran erinnernd, dass dies ein konstitutiver Aufbruch unseres Landes war, als die Helvetier alles aufgaben, um sich in Gallien niederzulassen, wo sie von Julius Cäsar abgewiesen worden waren. Er hob auch hervor, dass in dieser Diözese viele aufeinanderfolgende Bischöfe Asylsuchende waren und kam zum Schluss, dass die wahre Migration vom Kopf zum Herzen stattfindet. Frau Chantal Reynier, Lehrperson an der Universität Freiburg, zeigte auf, wie die Urkirche Inkulturation und Akkulturation sah, am Beispiel des Heiligen Paulus, aus einer Kaufmannsfamilie im Import-Export stammend, der selber auswanderte. … Die Durchmischung der ersten christlichen Gemeinschaften  lässt keine Zweifel mehr offen. Professor Thomas Staubli, Dozent für Altes Testament an der Universität in Freiburg, illustrierte Migration in der Bibel aus dem Blickwinkel der Gastfreundschaft und erzählte von seinem pastoralen Engagement beim Bundesasylzentrum von Giffers (Guglera, FR). Schwester Marie-Hélène Robert, Theologieprofessorin an der katholischen Universität in Lyon zeigte die Herausforderungen in multikulturellen Situationen auf. Nachdem Luca Marin, Direktor von CIEMI (centre d’information et d’études sur les migrations internationales, Paris), auf einige Vorsichtsmassnahmen in Bezug auf Zahlen, Terminologie und Ursachen für Migration hingewiesen hatte, beendete er seine Ausführungen mit einer biblischen Erinnerung, indem er die Bedeutung des «Aufnehmens» hervorhob in «ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen», was so viel bedeutet wie «bei sich aufnehmen und sich der Ausgrenzung entziehen». Es liegt an jedem Christen dies zu tun!

Am Ende dieser Session erregte noch eine Frage aller Aufmerksamkeit: Wie sieht die zukünftige Zusammenarbeit zwischen Sprachgemeinschaften und Pfarrgemeinschaften in unserer Diözese aus? Gehen wir einer Auflösung von Sprachgemeinschaften entgegen oder nicht? Die beiden Bischöfe drückten sich in ihrer Schlussfolgerung klar aus: Dieses Zusammentreffen oder dieser synodale Weg wurde nicht ins Leben gerufen, um bereits getroffene Entscheidungen durchzusetzen oder um sofortige Massnahmen zu ergreifen, sondern um einen echten Dialog zu ermöglichen. Die Frage der Migranten stellt sich diözesan: sie wird auf diözesaner Ebene gestellt, aber unter Beteiligung aller. (In diesem Zusammenhang bedauerte es Mgr de Raemy, dass nur ein Drittel auf das verschickte Formular zur Vorbereitung dieses Zusammentreffens antwortete).

Jeder der Bischöfe stellt sich die Frage: Sollten wir nicht ein Beispiel an der missionarischen Tätigkeit nehmen und über unsere territoriale Starrheit hinausgehen? Während Mgr de Raemy, der seine Kindheit in Barcelona verbrachte, aber in der französischen Pfarrei blieb, es bedauert, keinen Kontakt mit der lokalen katholischen Gemeinschaft gehabt zu haben, unterstrich Mgr Morerod aber auch, dass niemand gezwungen werden sollte, bei seiner Ankunft in einem fremden Land in einer anderen Sprache als der eigenen zu beten. Dies würde als eine Form von Gewalt erscheinen.

Mgr de Raemy erinnerte daran, dass wir alle erst Katholiken sind, bevor wir Waadtländer, Portugiesen, Priester oder Laien sind … Zwei Punkte sind ihm besonders wichtig: die gegenseitige Neugier und das unbestrittene Heimatrecht für jeden Katholiken, der in unserer Region Fuss fasst: «So oft empfinden wir ein Zweiklassensystem: diejenigen, die die Räumlichkeiten besetzen, diejenigen, die Anspruch auf gute Gottesdienstzeiten haben, usw.» Mgr Charles Morerod unterstrich in diesem Sinne: zuerst müssen wir uns praktischen Fragen stellen: «Welchen Platz räumen wir den anderen ein gemäss den Zeitplänen? Wann schliessen wir uns zusammen?  Auf welchen Bereich richten wir all unsere Kraft?»

Die Debatte wird fortgesetzt - in allen Kantonen der Diözese

Bilder unter: www.diocese-lgf.ch/eveche/planification-pastorale/session-diocesaine-2019.html

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