Arvo Pärt

Der estnische Komponist Neuer Musik feiert am 11. September seinen 90. Geburtstag. (Bild: flickr.com)

 

«Ich war auf der Suche nach einer Klanginsel, auf der Suche nach einem ‹Ort› in meinem tiefsten Inneren, in dem – sagen wir so – ein Dialog mit Gott entstehen könnte. Ihn zu finden, wurde zu einer lebenswichtigen Aufgabe für mich. […] Es ist für mich eine große Versuchung, diese so schön geordnete Ursubstanz, diese kostbare Insel in der inneren Verborgenheit unserer Seele als den ‹Ort› anzusehen, über den uns vor über 2000 Jahren gesagt wurde, dass Gottes Reich dort sei – nämlich in unserem Inneren, unabhängig davon, ob wir alt oder jung sind, reich oder arm, Frau oder Mann, farbig oder weiß, begabt oder weniger begabt. Und so versuche auch ich bis heute, mich auf diesem Pfad zu halten, auf dieser Suche nach der ‹Zauberinsel›, wo alle Menschen – für mich auch alle Klänge – in Liebe miteinander leben könnten. Die Türen dorthin sind für jedermann geöffnet. Aber der Weg dorthin ist schwierig – schwierig bis zur Verzweiflung.»

Arvo Pärt

 

Quelle Zitat Front: Pärt, Arvo, Dankesrede für den Internationalen Brückepreis der Europastadt Görlitz 2007 vom 9. November 2007, in: Restagno, Enzo / Brauneiss, Leopold / Kareda, Saale / Pärt, Arvo (Hg.), Arvo Pärt im Gespräch, Wien 22016, 166–167.

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Editorial

Ein Tag der Hoffnung

Wie jedes Jahr begeht die Schweiz am dritten Sonntag im September den Dank-, Buss- und Bettag. Angesichts der aktuellen Kriege und Konflikte, der Polarisierungen in der Gesellschaft und pessimistischer Stimmungen ‒ und angesichts des Mottos des Hl. Jahres bin ich versucht, dem Dank-, Buss- und Bettag noch die Hoffnung hinzuzufügen. Einen Tag der Hoffnung begehen läge uns nahe, denn wir Menschen sind «Träger der Hoffnung», so der österreichische Logotherapeut Alexander Batthyány. Die Hoffnung sei uns überantwortet und deshalb sei es unsere Aufgabe, sie zu hüten und zu pflegen. Einige sind versucht, die Hoffnung in den Wind zu schlagen. Was kann meine Hoffnung angesichts des Elends in der Welt schon bewirken? Für Batthyány setzt Hoffnung da an, wo etwas in der Welt im Argen liegt. Der hoffende Mensch schaut mit einem realistischen Blick auf die Welt und will gleichzeitig, dass das Leid und Unheilvolle nicht das letzte Wort hat. Hoffnung ist die «Trotzmacht des Geistes». Sie ist der Motor, der mich antreibt, für eine heilere Welt beizutragen. Der hoffende Mensch setzt der Realität seine Hoffnung und sein daraus fliessendes Handeln entgegen. «Wäre die Lage anders, bräuchte er schliesslich keine Hoffnung mehr – ihm bliebe nur noch die Dankbarkeit», so Batthyány. Vorläufig bleibt die Hoffnung und auch die Dankbarkeit für all das, was sich zum Guten gewandelt hat.

Maria Hässig