Pfarreiratspräsidentin

Seit 6 Jahren bin ich im Pfarreirat Wittenbach- Kronbühl tätig, davon 4 Jahre als Präsidentin. Ganz zufällig bin ich in diese Rolle hineingerutscht. Dieses Amt hatte vorher mein Mann inne. Er hat sich für den Pfleger in der Kirchenverwaltung beworben, und deswegen wurde das Präsidium des Präsidenten frei.

Da sich die Leute in der Regel nicht gerade um ein solches Amt reissen, habe ich das übernommen. Zu dieser Zeit ministrierten unsere beiden Kinder. Unser Sohn war damals «Obermini» und hat begonnen, die Planung der Minis in den verschiedenen Gottesdiensten zu übernehmen. Schön ist es, wenn die ganze Familie mitwirkt. Ich bin der Meinung, dass man Kindern Gutes vormachen muss.

Der Pfarreirat baut Brücken zwischen den Pfarreimitgliedern und dem Seelsorgeteam. Wir sind das offene Ohr der Pfarrei. Die Anliegen behandeln wir mit den zuständigen Personen. Freiwilligenarbeit zu leisten ist ein gutes Gefühl. Es ist schön, einen Glauben zu haben und dabei einer Gemeinschaft anzugehören. Dies ist der Ausschlag, dass ich mich für die Kirche engagiere. Gemeinsam auf dem Weg sein, zusammen etwas verändern, bewirken. Jesus war auch auf dem Weg mit seinen Jüngern, gemeinsam singen, beten, Brot teilen.

Die Kirche ist wie eine Wolke

Im Moment ist die Kirche wie eine Wolke, man weiss nicht so recht, wohin sie treibt. Dies macht alles spannend und lebendig. Ideen können eingebracht und realisiert werden. Als grosse Chance sehe ich Projekte wie z. B. Schlagergottesdienste, Tiersegnungsfeiern oder auch anderssprachige Gottesdienste. Mit solchen speziellen Feiern sprechen wir Menschen an, die selten oder gar nie in unserer Pfarrei eine heilige Messe besuchen. Es ist wichtig, in der heutigen Zeit Gottesdienste «schmackhafter» zu gestalten. Ein lebendiger Gottesdienst wirkt ansprechender und einladender. Auch bieten wir «Time-outs» an. Das sind Angebote, die nicht zwangsläufig mit der Kirche zu tun haben. Dabei können wir wichtige Kontakte knüpfen.

Träge Organisation

Als Grenze erlebe ich die Organisation «Kirche». Sie ist meiner Meinung nach sehr träge. Obwohl sich mit dem jetzigen Papst bestimmt einiges ändern wird. Ich finde, es ist an der Zeit, dass sich die Kirche noch mehr öffnet. So vieles im christlichen Glauben ist erfunden resp. falsch übersetzt oder verstanden worden. Es gibt Frauen, die geeignet wären, Priesterinnen zu sein. Ebenso wäre es gar nicht falsch, wenn Priester heiraten dürften. Jeder Mensch sehnt sich nach Liebe. Und so könnten wir auch dem Priestermangel entgegenwirken.

Das Freizeitangebot in der heutigen Zeit ist riesig! Somit ist es schwierig, Menschen für Freiwilligenarbeit in der Kirche zu begeistern. Das bereitet mir Kopfzerbrechen. Für bestimmte Projekte, die zeitlich begrenzt sind, findet man noch eher Leute. Aber in einem Rat mitzuwirken, mit einer Amtsdauer von 4 Jahren? Eine grosse Herausforderung ist es – als Seelsorgeeinheit «Alte Konstanzerstrasse» (Häggenschwil, Muolen, Wittenbach-Kronbühl) – auf dem Weg zu sein. Es gibt Projekte, die heute schon alle 3 Pfarreien zusammen realisieren. Auch hat jede Pfarrei «Schätze», die sie schützen und beibehalten will. Alles braucht seine Zeit und muss wachsen.

 

Manuela Keller

Manuela Keller ist Pfarreiratspräsidentin in Wittenbach-Kronbühl SG.