Antisemitismus

 

Karfreitagsbitte, Fassung von 1570

«Lasset uns auch beten für die treulosen Juden,
dass Gott, unser Herr,
wegnehme den Schleier von ihren Herzen,
auf dass auch sie erkennen unsern Herrn Jesus Christus.
(Hier unterlässt der Diakon die Aufforderung zur Kniebeugung,
um nicht das Andenken an die Schmach zu erneuern,
mit der die Juden um diese Stunde den Heiland
durch Kniebeugungen verhöhnten.)
Allmächtiger, ewiger Gott,
der du sogar die treulosen Juden von deiner Erbarmung nicht ausschließest,
erhöre unser Flehen, das wir ob jenes Volkes Verblendung dir darbringen:
auf dass es das Licht deiner Wahrheit, welche Christus ist,
erkenne und seinen Finsternissen entrissen werde.
Durch Christus unsern Herrn. Amen.»


Karfreitagsbitte, Fassung ab 1974

«Lasst uns auch beten für die Juden,
zu denen Gott, unser Herr, zuerst gesprochen hat:
Er bewahre sie in der Treue zu seinem Bund und in der Liebe zu seinem Namen,
damit sie das Ziel erreichen, zu dem sein Ratschluss sie führen will.
(Beuget die Knie – Stille – Erhebet euch)
Allmächtiger, ewiger Gott,
du hast Abraham und seinen Kindern deine Verheißung gegeben.
Erhöre das Gebet deiner Kirche für das Volk,
das du als Erstes zu deinem Eigentum erwählt hast:
Gib, dass es zur Fülle der Erlösung gelangt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.»

(Bild: pixabay.com)

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Editorial

Aufregend und verbindend

Auf der ganzen Welt laden sie dazu ein, einzutreten, innezuhalten, zu staunen und vielleicht auch ein Gebet zu sprechen: die Gotteshäuser. Und zwar Gotteshäuser etwelcher Art. So gehört es auf Reisen immer zu meinen Fixpunkten, Kirchen, Kapellen, Synagogen, Moscheen und buddhistische oder hinduistische Tempel aufzusuchen. Mal mache ich das bewusst und weil das entsprechende heilige Gebäude als Muss im Reiseführer fett gedruckt ist, oder ich lasse mich einfach durch die Gassen einer fremden Stadt spülen, um dann ganz unverhofft vor einem Raum der Stille und Andacht, der Demut und der Lobpreisung zu stehen und ehrfürchtig, natürlich den jeweiligen Religionsgepflogenheiten gemäss, einzutreten. Wobei mir die Religionszugehörigkeit der Gebäude keine Rolle spielt, ich bin vorbehaltlos. Denn ich finde (und spüre): Alle diese heiligen Räume atmen dieselbe Kraft, jene des Glaubens an eine höhere Macht, an eine geistige Welt, an etwas Übergeordnetes, etwas, das unser Ermessen übersteigt und dem wir uns in guten wie schlechten Zeiten kindlich-vertrauend anheimgeben können. Auch ist es immer spannend, die Menschen zu beobachten, wie sie ihren Glauben ausüben, welche Musik sie dabei umrahmt, welche Riten sie vollziehen oder wie liebevoll die Gotteshäuser oder Tempel mit zeitenüberdauernden Kunstwerken geschmückt sind. Jahrhunderte-, wenn nicht jahrtausendealte Kultur schlägt einem da entgegen. Wie faszinierend und aufregend ist sie, die Welt des Glaubens! Global-geborgen, gestärkt und wieder gewappnet trete ich aus solch heiligen Stätten wieder in den Trubel des Lebens hinaus.

Brigitte Burri