Hilfreiche Transparenz

Schon vor der «Causa Limburg» schlug ich – interessiert an Fragen von Kirchenorganisation und beunruhigt über die Zukunftsaussichten der Kirchenfinanzen – dem Generalvikar eines der grösseren Schweizer Bistümer vor, die Bistumsrechnung öffentlich zu machen. Denn an vielen Orten kirchlichen Lebens, besonders auch auf Bistumsebene, sind die finanziellen Mittel bereits jetzt knapp, so dass über kurz oder lang gerade auch die Bistümer auf Spenden angewiesen sind. Um aber glaubwürdig Spenden sammeln zu können, muss der Finanzhaushalt der betreffenden Institution öffentlich sein. Dabei braucht man vor der Öffentlichkeit keine Angst zu haben: Die im Allgemeinen durchaus vernünftige Öffentlichkeit hat nichts dagegen, dass angemessene Reserven aufgebaut oder erhalten werden – im Gegenteil, diese sind nötig. Nonprofit-Organisationen und Hilfswerke, die ihre Buchhaltung offen legen, sind ein gutes Beispiel dafür, dass dies funktioniert und von den Spenderinnen und Spendern auch verstanden wird. Für die Schweizer Bistümer ist zudem eine Offenlegung umso einfacher, weil keine «Leichen im Keller» zu erwarten sind.

Spannende Entwicklungen in Deutschland

Abgesehen von der ausufernden Diskussion um die «Causa Limburg», in der Papst Franziskus nach dem Treffen mit dem Limburger Bischof schnell einen klugen Entscheid getroffen hat, der einerseits die Überprüfung der Situation durch die vom Präsidenten der Deutschen Bischofskonferenz eingesetzten Kommission ermöglicht und andererseits mit der dem Limburger Bischof verordneten Auszeit dem Bistum selbst Entlastung bringt, ist spannend, wie schnell die deutschen Generalvikare insgesamt und im Einzelfall deutsche Bistümer bereits gehandelt haben und einer Offenlegung der Bistumsfinanzen positiv gegenüberstehen. Das Bistum Essen hat als Erstes im Zuge der Limburger Affäre sein Vermögen komplett offen gelegt – neben dem regulären Haushalt auch das Vermögen des Bischöflichen Stuhls, das eigentlich nicht veröffentlichungspflichtig ist. Die «Causa Limburg» hat also durchaus auch positive Folgen, und kirchliche Verantwortungsträger in Deutschland haben die Lektion begriffen. Ebenso in der Schweiz: Bischof Charles Morerod legte sein Pfarrergehalt (!) offen, und auch andere Schweizer Bischöfe gaben im Einzelfall über ihre Lebensumstände Auskunft.

Und die Kirchensteuern?

Hier ist noch eine wichtige Ergänzung nötig: In der Schweiz basiert die Kirchenfinanzierung grossmehrheitlich auf Kirchensteuern. Hier nun einseitig auf eine auf Spenden basierende Finanzierung zu setzen, würde unserer Mentalität nicht entsprechen, wäre deshalb gewöhnungsbedürftig und nur schwer umsetzbar. Deshalb ist es nötig, zu diesem Kirchensteuersystem Sorge zu tragen, auch wenn, wie bereits angetönt, Spenden wichtiger werden.

Für den Umgang mit Kirchengeldern und darüber hinaus gilt (nicht nur) für Bischöfe, was uns der 1. Timotheusbrief mitgibt (3,2 f.): Der Bischof soll «ein Mann ohne Tadel sein, (…) nüchtern, besonnen, (…) gastfreundlich, fähig zu lernen; er sei (…) kein gewalttätiger Mensch, sondern rücksichtsvoll; er sei nicht streitsüchtig und nicht geldgierig».

Urban Fink-Wagner

Urban Fink-Wagner

Der Historiker und promovierte Theologe Urban Fink-Wagner, 2004 bis 2016 Redaktionsleiter der SKZ, ist Geschäftsführer der Inländischen Mission.