Freundschaft als Lebensinhalt

Johann Michael Sailer

Johann Michael Sailer kam am 17. November 1751 in Aresing, einem Dorf nordöstlich von Augsburg, auf die Welt. Am 20. Mai 1832 starb er als Bischof von Regensburg. Dazwischen liegen 81 intensiv gelebte Jahre. Als Lehrer verschiedener Sparten der Theologie, Ausbildner und Begleiter von Priestern, Gebetslehrer, geistlicher Schriftsteller sowie als Bischof hat er Einfluss genommen auf das kirchliche und religiöse Leben in der Zeit der Aufklärung und der Romantik. Schon während seiner ersten Lehrtätigkeit an der Universität Ingolstadt von 1777 bis 1781 führte Sailer eine fruchtbringende Neuerung ein: Er hielt für Studenten aller Fakultäten theologische Vorlesungen. Von 1784 bis 1794 lehrte er an der Universität Dillingen. Von 1799 an wirkte er als Professor in Ingolstadt und nach der Verlegung der Universität im Jahre 1800 in Landshut. Dort dozierte er bis 1821.

Freundschaften in die Schweiz hinein

Während Jahrzehnten bildete Sailer junge Männer zu Priestern aus. Über 100 von ihnen stammten aus der deutschen Schweiz. Sie kamen aus Luzern, Schwyz, Zug, Graubünden, aus dem Aargau, aus Freiburg, Solothurn, Appenzell und St. Gallen. Zu vielen von ihnen pflegte Sailer jahrelange Kontakte. Er besuchte sie in der vorlesungsfreien Zeit an ihren Wirkungsorten. So predigte er am 29. September 1812, dem Michaelstag, in der Kirche des Chorherrenstiftes Beromünster. Sein Schüler Franz Bernhard Göldlin von Tieffenau aus Luzern wirkte damals als Stiftspropst. Sailer fuhr gerne in die Schweiz. Zwischen 1778 und 1824 tat er das zu 14 Malen. Sein liebster Aufenthaltsort in der Schweiz war Meggen am Vierwaldstättersee. Er wohnte dort bei seinem Lieblingsschüler von Dillingen, Carl Meyer, im Pfarrhaus neben der Magdalenenkirche. In den eigenhändigen Notizen «Fragmente meiner Schweizer Reise im Jahre 1798» vermerkt Sailer: «In der Mitte des Dorfes die Zelle eines Edlen, Carl Meyer. Zwischen dem Luzerner- und Zugersee – in Hügeln verloren – das niedere Dorf.»

Freundschaft über die Konfessionsgrenzen hinaus

Johann Michael Sailer hatte innigen Kontakt mit dem reformierten Pfarrer und Schriftsteller Johann Caspar Lavater. Aus einer ersten Begegnung 1778 in Ingolstadt entwickelte sich ein Austausch von Predigttexten und Aufsätzen. Die beiden Kirchenmänner lernten sich schätzen auf der Ebene ihrer Christusbeziehung. Aus dem Kreis der Sailer-Schüler in der Schweiz verdienen noch erwähnt zu werden: Alois Gügler von Udligenswil, der später in Luzern als Professor der Exegese wirkte, und Joseph Widmer aus der Pfarrei Hochdorf, nachher Professor der Philosophie und Pastoraltheologie in Luzern, gestorben als Propst des Chorherrenstiftes Beromünster. Dieser gab die Werke Sailers in 40 Bänden und einem Supplementband heraus.

Jakob Bernet

Jakob Bernet

Jakob Bernet ist Chorherr im Stift Beromünster