Franz Kardinal König - Bischof des Konzils und des Dialogs

Cover Kardinal König

Der Blick auf Bischöfe, die in ihrem Leben Grosses geleistet und der Kirche damit grösste Dienste erwiesen haben und ihrer schwierigen Aufgabe als Brückenbauer gerecht geworden sind, ist nicht nur eine befriedigende – weil in einer kirchlichen unruhigen Zeit Hoffnung spendende – Tätigkeit, sondern eine wichtige Aufgabe, damit wir nicht einem einseitigen und überholten Bischofsbild erliegen. Das Bischofsamt ist zu wichtig! Ein soeben von Thomas J. Nagy im Styria-Verlag erschienenes Buch über Franz Kardinal König (1905–2004) eignet sich dazu bestens: König Kaiser Kardinal. Auf den Spuren von Kardinal Franz König (Styria Verlag, Wien-Graz-Klagenfurt 2015, 335 S.). Der Autor, der nicht Historiker, sondern Kommunikationsspezialist ist, hat 50 Zeitzeugen und Wegbegleiter interviewt, u. a. Walter Kirchschläger und Hans Küng. Für Zitate aus Büchern liegen grobe Quellenverweise vor (leider nicht mit Seitenangaben) und das Literaturverzeichnis weist die wichtigen Veröffentlichungen aus, u. a. auch die mit dem Liechtenstein-Preis ausgezeichnete, weiterführende Dissertation des an der Universität Freiburg i. Ü. tätigen David Neuhold ("Religion und Freiheit. Franz Kardinal König", 2008). Thomas J. Nagy gelingt es, mit der hochinteressanten Biografie Zusammenhänge aufzuzeigen und Auswirkungen zu benennen, die bis in die Gegenwart reichen und für die sich gerade heute wieder der Einsatz lohnt. Franz König, 1905 von Maria König-Fink geboren, verlor früh seinen gleichnamigen Vater und wuchs mit seiner Mutter, fünf Geschwistern und dem ungerechten Stiefvater Johann Kaiser in einfachsten Verhältnissen auf. Er war fleissig, sehr interessiert und enorm sprachbegabt, sodass er das Gymnasium in Melk und das Germanicum in Rom absolvieren konnte. 1933 zum Priester geweiht, wirkte er in der Pastoral, wurde Moralprofessor, 1952 Bischofskoadjutor in St. Pölten und 1953 Erzbischof von Wien. Er war am Konzil (Religionsfreiheit, nichtchristliche Religionen) und im Kontakt mit dem Osten gesamtkirchlich bedeutsam und dank seiner Klugheit, seinem gesunden Mass und seinem Willen zum Dialog in Österreich kirchenpolitisch und gesellschaftlich prägend. Nach seinem Rücktritt 1985 wurde von Johannes Paul II. (von Kardinal König im Konklave von 1978 noch favorisiert!), der römischen Kurie und Teilen der ÖVP mit der Ernennung von Hans Hermann Groër und Kurt Krenn ein Kurswechsel angestrebt: Wie wir nun wissen – und wie bei einer qualifiziert durchgeführten Personenüberprüfung eigentlich schon damals absehbar – mit katastrophalen Folgen. 

Urban Fink-Wagner

Urban Fink-Wagner

Der Historiker und promovierte Theologe Urban Fink-Wagner, 2004 bis 2016 Redaktionsleiter der SKZ, ist Geschäftsführer der Inländischen Mission.