Der Heilige Geist drängt – und wir sind bequem

Pfingsten

Wir veröffentlichen einen Bericht von Radio Vatikan über die pfingstlich geprägte Predigt von Papst Franziskus, die dieser am Morgen des 16. Aprils 2013 im Rahmen einer Werktagsmesse in der Kapelle des Gästehauses Santa Marta gehalten hat. (© Libreria Editrice Vaticana)

Er ist pausenlos. Papst Franziskus strahlt eine Energie und eine Dynamik aus, die ansteckend sind. Sein Alter unterstreicht das irgendwie sogar noch, es ist kein jugendlicher Drive, den wir sehen und hören, sondern ein geistlicher. Keine aufgesetzte Jugendlichkeit, sondern die Reife des Alters, die aber nicht müde und bequem wird. Diese Energie will der Papst für die gesamte Kirche, denn hier zeige sich der Heilige Geist. Die Worte aus der Predigt aus der Morgenmesse vom 16. April 2013 sind da sehr deutlich: «Der Heilige Geist drängt zum Wandel, und wir sind bequem.»

«Um es klar zu sagen: Der Heilige Geist ist für uns eine Belästigung. Er bewegt uns, er lässt uns unterwegs sein, er drängt die Kirche, weiter zu gehen. Aber wir sind wie Petrus bei der Verklärung, ‹Ah, wie schön ist es doch, gemeinsam hier zu sein›. Das fordert uns aber nicht heraus. Wir wollen, dass der Heilige Geist sich beruhigt, wir wollen ihn zähmen. Aber das geht nicht. Denn er ist Gott und ist wie der Wind, der weht, wo er will. Er ist die Kraft Gottes, der uns Trost gibt und auch die Kraft, vorwärts zu gehen. Es ist dieses ‹vorwärts gehen›, das für uns so anstrengend ist. Die Bequemlichkeit gefällt uns viel besser.»

Wir seien heute viel zu zufrieden mit der angeblichen Anwesenheit des Heiligen Geistes, aber das treffe nicht zu. Zufriedenheit sei eine Versuchung. Sein Beispiel: Das Konzil. Der Papst bezog in seiner Predigt deutlich Stellung und kritisierte die mangelhafte Umsetzung des Zweiten Vatikanischen Konzils. Das sei vor allem ein geistliches Problem, so der Papst:

«Heute, 50 Jahre danach, müssen wir uns fragen: Haben wir da all das getan, was uns der Heilige Geist im Konzil gesagt hat? In der Kontinuität und im Wachstum der Kirche, ist da das Konzil zu spüren gewesen? Nein, im Gegenteil: Wir feiern dieses Jubiläum, und es scheint, dass wir dem Konzil ein Denkmal bauen, aber eines, das nicht unbequem ist, das uns nicht stört. Wir wollen uns nicht verändern, und es gibt sogar auch Stimmen, die gar nicht vorwärts wollen, sondern zurück: Das ist dickköpfig, das ist der Versuch, den Heiligen Geist zu zähmen. So bekommt man törichte und lahme Herzen.»

Dasselbe gelte für das eigene geistliche Leben: Der Heilige Geist dränge zu einem Leben gemäss dem Evangelium, aber wir seien zu bequem, wir widerstehen. Der Antrieb des Heiligen Geistes wird geradezu hörbar in den Worten dieses Papstes.

Radio Vatikan (dt.), 16. April 2013