Das Seminar St. Beat geht weiter

Nach einem Jahr Renovationsarbeit ist das Gebäude des früheren Seminars St. Beat in Luzern im Sommer 2014 an die Caritas Schweiz vermietet worden. Das Ausbildungsteam führt seither die Ausbildung von Seelsorgerinnen und Seelsorgern für das Bistum Basel an verschiedenen Standorten weiter, und zwar auf drei Ebenen: a) auf der Ebene der Seminaristen; b) auf der Ebene aller Theologie- und Religionspädagogikstudierenden und c) auf der Ebene der zweijährigen Berufseinführung in die pastorale Praxis. Insgesamt werden in Luzern neunzig Frauen und Männer für einen seelsorgerlichen Dienst im Bistum Basel vorbereitet.

Die Ausbildung der Seminaristen

Am 6. November 2014 ist in einem Festakt das renovierte Haus durch die Caritas Schweiz neu eröffnet worden. Bischof DDr. Felix Gmür betonte hierbei, dass die diakonische Dimension der Caritas wesentlich zur Kirche gehöre und an ihrem Aufbau partizipiere. Die Kapelle mit Orgel und die Bibliothek könne weiterhin von den Theologiestudierenden benutzt werden. Auch Generalvikar Dr. Markus Thürig begrüsste den Wechsel und erhofft sich von der Kooperation mit Caritas Schweiz neue Synergieeffekte. Die Priesterbildung findet redimensioniert im Chorherrenhaus neben dem alten Seminargebäude und in lebendiger Partnerschaft mit der Theologischen Fakultät der Universität Luzern statt. Gegenwärtig bereiten sich neun Theologen im Bistum Basel auf den priesterlichen Dienst vor; dazu sind zwei Seminaristen des Bistums St. Gallen ins Luzerner Seminar aufgenommen worden. Ausbildungsziel ist ein "gesunder Glaube" (vgl. Tit 1,9), d. h. eine christusbezogene, biblisch fundierte Frömmigkeit, die Führung eines geistlichen Lebens und die Verankerung des Lebens in Gott, dazu eine kommunikative weltoffene Hinwendung zu den Menschen und eine dialogische Gemeinschaftsfähigkeit. Regens und Spiritual versuchen diese Ziele durch die Begleitung in der täglichen Eucharistiefeier und im Stundengebet anzubahnen, durch Anleitung zur Meditation, durch die geistliche Durchdringung des Studiums, durch Einzelgespräche, thematische Besinnungswochen(-enden), wöchentliche Impulse mit Diskussionen und zwei Wallfahrten. Zu einer Wallfahrt sind auch weitere Interessenten eingeladen. Diese Ausbildung ergänzt das Studium an der Theologischen Fakultät. In der vorlesungsfreien Zeit kommen vor- und nachbereitete Praktika in den Pfarreien dazu. Nach wie vor erwünscht ist ein Auslandsstudium. Am Mittwochabend wird der Gottesdienst mit der Pfarrei St. Leodegar in der Hofkirche gefeiert und damit auch die künftige Gemeindearbeit ins Auge gefasst.

Begleitung der Studierenden von Theologie und Religionspädagogik

Die Studienbegleitung aller Theologie- und Religionspädagogikstudierenden wird vom Ausbildungsteam verantwortet, d. h. von Regens Dr. Thomas Ruckstuhl, von Ausbildungsleiter Rolf Asal, von der Mentorin Gabriele Dülberg und vom Spiritual Dr. Stephan Leimgruber. Sie umfasst mehrere Schwerpunkte: Jeden Dienstagabend während des Semesters sind alle zur gemeinsamen feierlichen Eucharistie in der Mariahilfkirche Luzern eingeladen. Sie gestalten die Gottesdienste mit und versuchen, auch schon mal Elemente davon eigens vorzutragen. Zu Beginn und am Ende des Semesters nehmen auch die Theologieprofessoren und Vertreter des Bischofs aus Solothurn oder der Bischof (jedes Semester einmal) selbst daran teil. Gäste werden zur Predigt und zum Zeugnis eingeladen. Im Anschluss findet ein gemeinsames Essen bei den Spitalschwestern statt, bei dem ein gegenseitiges Kennenlernen vertieft wird. Das dritte Element dieser Dienstagabende besteht in der religiösen Fortbildung und Vertiefung, sei es durch eine Einführung in das Psalmengebet, eine Auseinandersetzung mit möglichen Berufsbildern oder spezieller Themen der Berufung und Nachfolge. Einen Schwerpunkt bilden im November die "Exerzitien im Alltag", das sind von Hildegard Aepli und Thomas Ruckstuhl ausgearbeitete thematische Besinnungen für jeden Tag, etwa zu den Themen "Jesus begegnen", "mit den Psalmen beten" oder "der Prophet Jesaja". Diese "Exerzitien im Alltag" werden gerne angenommen und die Erfahrungen damit jeweils am Dienstagabend in Gruppen besprochen. Es zeigt sich ein erfreulicher Wandel von eher traditionell geprägten Gebetsformen hin zu einer personal gestalteten Frömmigkeit, die aber oft erst erworben und errungen werden muss. Diese Studienbegleitung wird unterstützt durch die jährliche Studierendentagung aller Theologiestudierenden des Bistums, also auch der auswärts Studierenden, mit der Bistumsleitung. Weiter werden Exerzitienwochen angeboten und sog. "Spiritualitätstage" für die künftigen Religionspädagoginnen und -pädagogen während des Semsters gehalten, die dann gemeinsam mit den Studierenden auch anderer Bistümer erlebt werden. Während des gesamten Studiums sind für die Religionspädagogen mindestens eine Woche Exerzitien und für die Theologiestudierenden mindestens ein Jahr "Geistliche Begleitung" erforderlich.

Die zweijährige Berufseinführung

In der Verantwortung des Kursleiters und mit Unterstützung der Theologischen Fakultät sowie von Regens und Spiritual findet der zweijährige praxisbezogene Nachdiplomstudiengang mit aktuell jährlich acht bis zwölf Studierenden statt. Das heisst, wer das universitäre Theologiestudium erfolgreich abgeschlossen hat, sei es mit dem staatlichen oder mit dem kirchlichen Diplom, kann in Absprache mit dem Personalamt eine Seelsorgestelle antreten und dabei noch mit zehn Intensivwochen, mit Supervision und einer Masterarbeit diese Ausbildung vertiefen und dann definitiv – nach Institutio oder Priesterweihe – in den kirchlichen Dienst eintreten. (Eine gewisse Ähnlichkeit besteht zum deutschen Referendariat im schulischen und hier im kirchlichen Bereich.) Zentral ist die gestufte, nicht schockartige Einführung in die pastorale Praxis. Dazu gibt es Bezugspersonen in den Pfarreien oder Pastoralräumen, die den angehenden Seelsorgerinnen und Seelsorgern mit Rat und Tat zur Seite stehen und die Akzeptanz in einer Gemeinde erhöhen. Während der zehn Intensivwochen, die früher hauptsächlich im Seminar, heute im Bildungshaus Bruchmatt zur Sterbebegleitung, zum Zeitmanagement, zur Gesprächsführung, zur Jugendarbeit und Katechese, stattfinden, wird vom Ausbildungsteam auch das Geistliche Leben mitverantwortet, finden Besinnungswochen, Ausflüge und kulturelle Reisen statt, welche das Hinweinwachsen in das Bistums Basel und in die Weltkirche und die Kontakte mit den anderen Seelsorgenden erleichtern. Bemerkenswert ist, dass das Durchschnittsalter des gegenwärtigen Pastoralkurses bei weit über dreissig Jahren liegt, dass also viel Lebenserfahrung (z. B. aus der Ehe) einfliesst, zahlreiche Ausbildungsabschlüsse bereits vorliegen, unter anderem drei theologische Promotionen. In diesen zwei Jahren ist es möglich, erste Seelsorgeerfahrungen bewusst zu machen, zu reflektieren und die Tragfähigkeit der "Berufung" einzuschätzen. Infolge rückläufiger Bewerbungen sind die beiden Kurse im letzten Jahr zu einem einzigen zusammengeführt worden, der dann aber noch einzelne Wochen separat gestaltet, andere aber nicht mehr. So bleibt eine Ausbildungsgruppe von 15 bis 20 Personen.

Fazit und Ausblick des Seminars St. Beat

Der holzschnittartige Kurzbericht zeigt, dass das Seminar St. Beat durchaus lebt und weitergeht, wenn auch mit weniger Studierenden als zu meinen Zeiten vor 35 Jahren, und herausgefordert von verschiedenen Ausbildungsstandorten. Die pastorale Ausbildung zeigt Qualität und Reflexivität. Das Unterwegssein mit fragenden und suchenden Christinnen und Christen bringt viele ausgesprochen positive Erfahrungen und Begegnungen. Wer einen kirchlichen Dienst im Bistum Basel anstrebt, muss selbst einiges mit dazu beitragen. Priesteramtskandidaten werden nicht verwöhnt, sondern sind weitgehend selbst verantwortlich für Essen, Zimmer und Auskommen.

Ich finde erfreulich, wie viele junge Menschen und solche, die bereits einen Beruf ausgeübt haben, oft vieles verlassen und sich in den Dienst der Frohen Botschaft stellen. Die grosse Mehrheit optiert für eine "verbeulte Kirche" (Papst Franziskus), die sich also mitten unter die Menschen wagt, mit ihnen das Leben teilt und dadurch eine Hoffnung auf Transzendenz sichtbar macht. Das Seminar St. Beat ist ein Laboratorium gelebten Glaubens geworden. Was aus meiner Perspektive abgeht, ist ein bleibender zentraler Ort der Sammlung, Versammlung und Begegnung sowohl für das Seminar wie für das Bistum insgesamt. Wenn weitere Kandidaten dazukommen, benötigt das Seminar zusätzliche Lokalitäten. Der Geist aber ist frisch und lebendig.

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Zentralisierung der Priesterausbildung in Deutschland angepeilt

Eine andere Variante als die in Luzern gewählte Verkleinerung des Seminargebäudes wird in Deutschland diskutiert und angepeilt: Gemäss einer Kipa-Meldung vom 11. Oktober 2014 soll die katholische Priesterausbildung in Deutschland nach Auffassung des Münsteraner Bischofs Felix Genn an wenigen Standorten konzentriert werden. In den Einrichtungen der 27 Diözesen gebe es "bei weitem nicht" so viele Theologiestudenten, wie sie künftig für die Seelsorge gebraucht würden, sagte Genn am Samstag, 11. Oktober 2014, in Eichstätt. Mancherorts seien die Lerngruppen inzwischen viel zu klein. Daher sei es notwendig, "sich endlich zu entscheiden, einige wenige grössere Seminare in Deutschland zu bilden". Nur so könnten angehende Priester kirchliche Gemeinschaft erfahren und notwendige gruppendynamische Prozesse durchlaufen.

Der in der Deutschen Bischofskonferenz für kirchliche Berufe zuständige Bischof regte ausserdem an, in den Seminaren andere Studenten mitwohnen zu lassen, "die gar nicht beabsichtigen, Priester zu werden". Dies könnten etwa allgemein an christlichem Leben interessierte Personen sein. Bischof Genn äusserte sich zum 450-jährigen Bestehen des ältesten deutschen Priesterseminars in Eichstätt. An den Feiern nahmen auch der emeritierte Kurienkardinal Paul Josef Cordes als Sondergesandter von Papst Franziskus und der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, teil. In den deutschen Bistümern geht die Zahl der Priesteramtsanwärter seit Jahren zurück. 2013 bereiteten sich 649 Männer auf diesen Beruf vor. Zehn Jahre zuvor waren es noch 50 Prozent mehr. In der Schweiz zeigt sich ein ähnliches Bild. (Kipa 11.10.14/ufw)

 

Stephan Leimgruber

Stephan Leimgruber

Dr. Stephan Leimgruber ist seit Februar 2014 Spiritual am Seminar St. Beat in Luzern und zuständig für die Theologinnen und Theologen in der Berufseinführung. Bis zu seiner Tätigkeit in Luzern war er Professor für Religionspädagogik an der Theologischen Fakultät in München.