Bücher über das Konzil von Konstanz

Das Konzil von Konstanz ist spannend, betreffe dies nun das Verhältnis Papst–Konzil, das dramatische Schicksal von Jan Hus oder der damalige religiös-kulturelle Reichtum in unmittelbarer Nähe der Schweiz. Hier ein paar Leseempfehlungen:

Papst und Konzilien

Bernward Schmidt: Die Konzilien und der Papst. Von Pisa (1409) bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965). (Verlag Herder) Freiburg im Breisgau 2013, 318 S.

Unter dem Stichwort Miteinander und Gegeneinander von Papst und Konzil untersucht der Autor die Kirchenversammlungen von Pisa bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil. Die beiden berühmten Konstanzer Dekrete «Haec sancta» und «Frequens» deutet er nur auf das Konstanzer Konzil bezogen und nicht grundsätzlich wie etwa Hans Küng. Schmidt wählt hier eine Mittellinie zwischen dem Schweizer Theologen und Walter Brandmüller. Das Zweite Vatikanische Konzil ist im Vergleich zur vorherigen Entwicklung insofern eine Zäsur, weil sich die Kirche seither als «communio» definiert, aber dieser Anspruch noch nicht eingelöst ist, das Subsidiaritätsprinzip zu wenig berücksichtigt wird und wir uns alle von unten bis oben zuwenig der Führung des Heiligen Geistes anvertrauen. Jedenfalls kann, wie der Autor zurecht bemerkt, die Frage nach der richtigen Form der Repräsentation, der Leitung und der Strukturen der Kirche zu keiner Zeit abschliessend beantwortet werden.

Das Konstanzer Konzil

Thomas Martin Buck / Herbert Kraume: Das Konstanzer Konzil. Kirchenpolitik – Weltgeschehen – Alltagsleben. (Jan Thorbecke Verlag) Ostfildern 2013, 390 S.

Der Freiburger Professor Thomas Martin Buck sowie der Schulbuchautor und ehemalige Gymnasiallehrer Herbert Kraume legen ein eingängiges Sachbuch mit folgenden Inhalten vor: Historischer Hintergrund, Beginn und Aufgaben des Konzils, Konklave und Papstwahl, Alltag des Konzils, Der Chronist der Stadt (vgl. unten), das Konzil als universales Ereignis, ergänzt durch fünf «Köpfe des Konzils».

Von Richenthals Konzilschronik

Chronik des Konstanzer Konzils 1414–1418 von Ulrich Richental: Eingeleitet und herausgegeben von Thomas Martin Buck. (Jan Thorbecke Verlag) Ostfildern 32013, LIX, 250 S.;

Augenzeuge des Konstanzer Konzils. Die Chronik des Ulrich Richental. Die Konstanzer Handschrift ins Neuhochdeutsche übersetzt von Monika Küble und Henry Gerlach. Mit einem Nachwort von Jürgen Klöckler. (Konrad Theiss Verlag) Darmstadt 2014, 248 S.

Die «Chronik des Konzils» bietet eine Neuausgabe der Konzilschronik Ulrich Richentals nach einer vollständigen Sichtung der gesamten Überlieferung, womit dieser bedeutende Quellentext ansprechend für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich ist. Eine Einführung, ein Glossar mit Worterklärungen und ein Register bilden eine wichtige Ergänzung.

Das Buch «Augenzeuge» ermöglicht den Zugang zu diesem Text in eingängigem modernen Deutsch.

Ausstellungskatalog und Essayband

Das Konstanzer Konzil 1414–1418. Weltereignis des Mittelalters. Katalog. Herausgegeben vom Badischen Landesmuseum (Konrad Theiss Verlag) Darmstadt 2014, 392 S., ill.

Das Konstanzer Konzil 1414–1418. Weltereignis des Mittelalters. Essays. Herausgegeben von Karl-Heinz Braun u. a. (Konrad Theiss Verlag) Darmstadt 2013, 247 S.

Auf den prächtigen Ausstellungskatalog wurde bereits früher, in der SKZ-Ausgabe Nr. 22/2014, S. 329, hingewiesen, hier nun ergänzt mit Hinweisen zum Essayband: Dieser gibt in kurzen und prägnanten Artikeln Einblick in Überlieferung und Wirkung des Konzils, in die Teilnehmer und Protagonisten, in die Traktanden und Beschlüsse des Konzils, in Stadt und Region sowie in Kunst und Architektur jener Zeit.

Das «Thurgauer Konzil»

Silvia Volkart (Hrsg.): Rom am Bodensee. Die Zeit des Konstanzer Konzils (= Der Thurgau im späten Mittelalter, Band 1). (Verlag Neue Zürcher Zeitung) Zürich 2014, 235 S.

Die Schweizer Orte im näheren Umfeld von Konstanz waren für die Logistik des grössten Kongresses des Mittelalters mit zeitweise 70 000 Personen sehr wichtig, auch wenn deren Bedeutung wohl etwas übertrieben dargestellt wird. Aber dieser Aspekt wurde bisher vernachlässigt. Das Quellenmaterial ist eher schmal, der Begriff Thurgau für damals noch etwas unklar und gewisse Interpretationen etwas überholt, z. B. Jan Hus als Anhänger Wyclifs usw.

Jan Hus kompakt

Walter Rügert: Jan Hus. Auf den Spuren des böhmischen Reformators. (Südverlag GmbH) Konstanz 2015, 112 S.

Unter den verschiedenen Veröffentlichungen über Jan Hus, u. a. auch von Eugen Drewermann, sei auf dieses soeben erschienene kleine Buch des Pressereferenten der Stadt Konstanz hingewiesen, der nicht nur das Leben von Jan Hus und dessen Weg bis zur Hinrichtung in Konstanz darstellt, sondern auch Einblicke in die Rezeptionsgeschichte der «causa Hus» und in die entsprechenden Erinnerungskultur mit ihren politischen Vereinnahmungen gibt. Erst 1862 wurde übrigens das erste Denkmal für Jan Hus, der «Hussenstein», in Konstanz gesetzt und eingeweiht. Eine Literaturliste mit den wichtigsten Werken, eine Zeittafel und hervorragende Illustrationen runden das Buch ab. 

Urban Fink-Wagner

Urban Fink-Wagner

Der Historiker und promovierte Theologe Urban Fink-Wagner, 2004 bis 2016 Redaktionsleiter der SKZ, ist Geschäftsführer der Inländischen Mission.